Synonym: Arthrosis deformans, Gonarthrose
Wichtig vorweg: Wir haben hier nur Informationen aus diverser Fachliteratur zusammengestellt und zeigen Möglichkeiten auf. Wir übernehmen für die Angaben keine Gewehr und oder Haftung. Was im Einzelfall für einen selbst das Beste ist, muss unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden!
Ursachen und Problematiken:
Bei der Arthrose im Kniegelenk handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des Gelenkknorpels, der zunehmend zerstört wird, aber nur sehr begrenzt regenerationsfähig ist. Ursachen für die Entstehung einer Arthrose im Kniegelenk können überstandene Frakturen oder Meniskusläsionen, Übergewicht und Beinachsendeformitäten, aber auch bakterielle oder rheumatologische Erkrankungen sein. Krankhafte Veränderungen Mit der Gelenkknorpelzerstörung kommt es auch zu Veränderungen der Gelenkflüssigkeit, dem Knochen und der umgebenden Muskulatur sowie dem Kapsel-Band-Apparat Gelenkerguss & Schmerzen Kommt es zu einem Gelenkerguss, können auch Bakerzysten entstehen. Schmerzen verursacht nicht der reduzierte Knorpel, sondern umgebende Struktur. Neben Gelenkschmerzen bei Belastung, in der Nacht, in Ruhe, bei Druck und in den ersten Momenten der Bewegung (Anlaufschmerz), gehören auch Schwellungen, Gelenkergüsse, Muskelverspannungen Beweglichkeitseinschränkungen und Gelenkgeräusche zu den Symptomen der Kniegelenksarthrose. Häufig treten die Beschwerden schubweise auf. weitere Folgen Nicht nur Ursache, sondern auch Folge einer Erkrankung mit Arthrose können Beinachsendeformitäten (X-Beine, O-Beine, Beinlängendifferenzen) oder Fußfehlstellungen sein.
Meist beziehen sich therapeutische Ansätze auf konservative (ohne OP oder Behandlung) Maßnahmen solange die Schmerzen tolerabel sind
Ansätze
Grundsätzlich sollte bei Erkrankungen mit Arthrose der Leitsatz “Viel Bewegung mit wenig Last” beachtet werden. Maßnahmen zielgerichteter Bewegung versprechen laut Studienlage großen Erfolg bei der Schmerzreduktion und dem Aufbau körperlicher Fitness und Kraft. Durch Bewegung ohne hohe Belastungen soll der Gelenkstoffwechsel angeregt werden, um die verbleibende Knorpelmasse zu erhalten und zu versorgen
Konzentrische oder Exzentrische Bewegungen? Umgangssprachlich ist mit der konzentrischen Bewegung, die Annäherung vom Ursprung und Ansatz eines Muskels gemeint. Betrachtet man den vorderen Oberschenkelmuskel ist dies, die Streckung des Beines. Exzentrisch meint genau das Gegenteil (Ursprung und Ansatz entfernen sich voneinander), demnach beugt sich das Bein. Laut einer Studie bewirkt das gezielte konzentrische Training des Oberschenkels, eine reduzierte Schmerzintensität, besonders beim Abstoppen aus dem Gang heraus. Übungen mit z.B. einem Theraband in der man die Streckung des Beines trainiert sind demnach empfehlenswert.
Krafttraining/ Fitnesstraining Es gibt Hinweise darauf, dass Krafttraining der Beine (Oberschenkel) eine Auswirkung auf die Schmerzen, Steifigkeit und Gangunsicherheiten bei Kniegelenksarthrose hat. Um den gewünschten Effekt zu spüren, braucht man eine Kraftsteigerung von über 30%-40% als zuvor. Auch eine Studie von 2015 beschreibt den großen Nutzen von Krafttraining der Muskulatur des vorderen Oberschenkels (musculus quadriceps femoris) für Patienten mit Kniearthrose. Besonders effektiv im Kraftaufbau bei Patienten mit Knieartrose erwies sich in einer Studie die Kombination von Ganzkörpervibrationsübungen mit einem Kniebeugentraining. Mobilisation & Stabilisation Auch zuhause lassen sich Übungen durchführen, die eine Verschlechterung der Kniegelenksarthrose verhindern können. Die Mobilisierung und die Stabilisierung des Kniegelenks stehen hierbei im Vordergrund. Zur Stabilisation des Gelenks und dessen Entlastung ist insbesondere ein Kraftaufbau des Muskels entscheidend, der im Kniegelenk streckt (Oberschenkelmuskulatur) Dehnung der Muskulatur Nicht nur das Krafttraining ist wichtig, auch das Dehnen des vorderen Oberschenkelmuskels (Musculus quadrizeps femoris) und des Hüftbeugermuskels (Musculus Iliopsoas) ist bei einer Kniearthrose empfehlenswert. Oft ist das Gelenk in seinem Freiheitsgrad eingeschränkt und die Muskulatur kann demnach nicht optimal gedehnt werden. Auch durch Dehnung und eine damit einhergehende starke Kompression im Gelenk kann es zu mehr Schmerzen kommen. Die Spannung aus der Muskulatur zu nehmen kann aber dennoch helfen, wenn möglich ohne das Gelenk zu sehr zu komprimieren. Propriozeption Die Propriozeption bezeichnet die Tiefensensibilität, die Wahrnehmung des eigenen Körpers nach dessen Lage im Raum, den Stellungen von Kopf, Rumpf und Gliedmaßen zueinander. Es ist wichtig durch z.B. Gleichgewichtstraining die Propriozeption zu verbessern, denn diese fördert wiederum effektiv die Schmerzlinderung und verbessert die funktionellen täglichen Aktivitäten bei Patienten mit Kniearthrose. Eine sinnvolle Übung ist demnach der "Einbeinstand", welcher in jeder Situation geübt werden kann. Ausdauersport Ausdauersport steigert nicht nur die Produktion der "Gelenkschmiere" (Synoviaflüssigkeit), sondern kann gleichzeitig das Hormon Leptin reduzieren, das Gelenkknorpel durch schleichende Entzündungsreaktionen schädigen kann. Empfehlenswerte Ausdauersportarten sind: Aquawalking, Radfahren und Schwimmen mit dem Kraulbeinschlag ist durch den Bewegungsablauf gelenkschonend.
Schwillt das Gelenk nach dem Training an, war die Belastung zu hoch und muss reduziert werden. Vermieden werden sollten alle Übungen im Schmerzbereich, Sprünge und Training mit hoher Kniebelastung (hohes Zusatzgewicht etc.) .
Körpergewicht Zur Entlastung des Gelenks kann eine Reduktion des Körpergewichts sinnvoll sein. Ist dieses erhöht, drückt die Körperlast in jedem stehenden und gehenden Moment auf das geschädigte Kniegelenk und belastet dieses besonders. Entzündungen reduzieren Neben einer Reduktion der Nahrungsenergie ist besonders Ausdauersport hier empfehlenswert. Pendelbewegungen
Es hilft, wenn man die Schwerkraft nutzt und die betroffene Extremität freischwebend pendelt. Man kann auch zur Intensivierung der Traktion im Gelenk ein Gewicht, wie z.B. eine Gewichtsmanschette an das Fussgelenk hängen um den Zug zu verstärken. Eisbäder?
Können helfen, weil der Körper kurzfristig den Blutfluss nach dem Eisbaden erhöht und so wohlmöglichen Entzündungen in den Gelenken gegensteuert. Physiotherapie:
Immer eine gute Wahl sich von einem Physiotherapeuten unterstützen zu lassen und mobilisierende Bewegungen assistiert durchzuführen oder durch Traktionsanwendungen den Druckschmerz ein wenig zu lindern. Yoga Regelmäßiges Yoga-Training scheint hilfreich zu sein, um arthritische Kniesymptome zu reduzieren, die Bewegungsfunktion zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Sonstige Möglichkeiten "Blood Flow Restriction Training" Es gibt Hinweise darauf, dass man nach einem Blutflussreduzierungstraining (Blood Flow Restriction Training) durch eine dafür vorgesehene Manschette z.B. um den Oberschenkel herum, weniger Schmerzen verspürt. Gleichzeitig wird der Muskel schneller "müde" und man kann so geringeren "Gelenkstress" beim Training produzieren. Diese Trainingsmethode scheint ein praktikables und wirksames therapeutisches Mittel zu sein. Hierbei kann man aber nur unter ärztlicher oder therapeutischer Aufsicht sicherstellen, dass der Druck der Manschetten so eingestellt ist, dass der arterielle Zufluss nicht unterbunden wird. Also ausdrücklich kein Training für zu Hause darstellt.
Quellen:
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